Am vorletzten Sonntag war es endlich so weit: es ging ums BUEN VIVIR!!! Wir hatten wieder einmal den Tag davor eine interne Fortbildung…und ich hab mich richtig gefreut, dass ich nun endlich richtig mit dem Thema in Berührung kommen werde! Für diesen 1. Durchlauf des Workshops waren wir in Basquitay, um dort hinzukommen mussten wir nach Punin und noch weitere gute dreißig Minuten einen Berg hinauf. Da oben angekommen war es kalt!!! Ich hatte zwei Jacken an und meine Hände haben immer noch gefroren…also wirklich sehr kalt. Heute konnte Teresita, die normalerweise in Quichua übersetzt, nicht mitkommen und so musste der Präsident der Gemeinde die Übersetzungsarbeit leisten, da in dieser Gemeinschaft untereinander nur auf Quichua gesprochen wird und daher nur rudimentäre Spanischkenntnisse vorliegen. Wie viel die jeweiligen indigenen Gemeinden mit Spanisch in Kontakt sind, ist wirklich sehr unterschiedlich. So sprechen die Schüler in Cacha beide Sprachen fließend, die Kinder aus Punin verlernen Quichua immer mehr und die Erwachsenen aus Basquitay sprechen unter einander so gut wie kein Spanisch. Zur Einführung in das Thema haben wir zusammen ein Erklärungsvideo über „Economía popular y solidaria“ angeschaut, wobei das ein wenig länger gedauert hat, weil zumal natürlich alles übersetzt werden musste und auch das Verständnis der Idee und der Umsetzung kurze Zeit benötigt hat. Und danach ging es dann auch schon in die interaktive Gruppenarbeiten. Dabei sollten jeweils zwei Gruppen eine wirtschaftliche Asociación gründen. Dafür durchläuft die Gruppe mehrere Gründungsphasen:
Schließlich wurde auch noch vorgestellt und wir sind auch auf das Thema der Geschlechtergleichheit gekommen, die ein wichtiger Artikel der Verfassung aus dem Jahr 2008 ist. Dabei hatte der Präsident von Basquitay schon einiges Voraus genommen, da unsere Präsidentin weiblich sein sollte, der Sekretär männlich und das Komitee bestand aus zwei Frauen und einem Mann, die auch divers in Alter und Lebenssituationen zusammengestellt wurden. Darüber haben wir dann noch eine Weile während des Essens gesprochen und sind nach zwei Stunden auch wieder nach Riobamba zurückgekehrt.
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Wir haben den Tag davor eine interne Fortbildung zu diesem Thema gemacht, um sicherzustellen, dass wir alle die gleiche Faktenbasis haben und, um auch die Lehrmethode abzusprechen und sich gegenseitig anzupassen. Und dann konnte unser erster Workshop dazu auch schon in Cacha, die bilinguale Schule „Fernando Daquilema“, beginnen. Mit Hilfe von Luftballons werden erst einmal sexistische Glaubenssätze, wie das pink eine Farbe für Mädchen ist und Ärzte nur Männer sein können, überarbeitet. Dafür werden Luftballons an jedes Kind verteilt und die Kinder sollen dann die Farben der Mädchen hochheben. Zuerst haben auch die Jungs beim Besitz eines pinken Luftballons ihre Hand gehoben, aber später wird besprochen, dass die Farbe, die ein Junge in der Hand hat, auch automatisch eine sogenannte Jungenfarbe ist und auch andersherum. Es war ehrlich gesagt erschreckend, wie viele jüngere Jungs der Meinung waren, dass pink und rosa nicht mit „Männlichkeit“ assoziiert werden kann und Männerberufe auch Männerberufe bleiben sollten. Nach einem kurzen Spiel wurden dann die Schüler in zwei Gruppen nach Geschlecht eingeteilt. Beide Gruppen haben Zeitschriften und ein leeres Poster bekommen und mussten Bilder ausschneiden und aufkleben, die für sie die Stereotype über Männer und Frauen beschreiben können. Dabei bearbeitet die Mädchengruppe die Stereotype der Männer und die Jungengruppe der Frauen; danach wird vorgestellt. Dabei fällt natürlich etwas ganz Normales auf: die Meinungen und Sichtweisen aller gehen stark auseinander! So möchte ein Junge unbedingt eine Frau als Präsidentin ausschneiden, ein anderer ist der Meinung, dass eine junge Frau zwei Partner hat und der dritte sieht nur die Sängerin Shakira als „echte“ Frau an. Auch die Mädchen können sich nicht genau einigen, ob „der“ Mann jetzt sportlich und zielstrebig ist oder emotional und fürsorglich. Dennoch überwiegen in beiden Gruppen die gesellschaftsbekannten Stereotypen, dass der Mann die Karriere macht und die Frau weich ist und „Carearbeit“ leistet. Präventiv ist die letze Tagesordnung daher eine Zwei-Wochenaufgabe: Es werden zweier Teams gebildet, die geschlechtergemischt sein müssen und jede Gruppe bekommt ein Ei, was als eigenes Kind behütet werden muss. Dabei ist wichtig: beide Eltern müssen hier teilnehmen und Fürsorge zeigen. Jedes Ei kann noch verschönert werden und zum Schluss werden die (stolzen) Eltern mit Kind fotografiert, nachdem es dokumentiert wurde;)) Also bis in zwei Wochen! “Wenn man nicht von ihnen redet, existieren sie auch nicht!” (Fernanda Yaulema; “Nosotras con Equidad“)Diese Woche war am Mittwoch der „internationale Tag der Frauen“ oder auch der „feministischer Kampftag“ genannt. In der Stiftung wurde dafür natürlich etwas geplant: „una feria“ Also sind wir am 7. März nach Cacha und am 8. März nach Punin gefahren und haben dort mit der hauptsächlich indigenen Bevölkerung eine Veranstaltung auf die Beine gestellt. Zuerst gab es viele Reden von Repräsentanten der Parroquias, aber auch vom Bürgermeisteramt und dem provinziellen Verteidigungsministerium. Daraufhin wurde ein Vertrag für den Kampf gegen die (intrafamiliäre) Gewalt unterzeichnet. Und schon konnte die Hauptveranstaltung mit einem obligatorischen Puppenspiel beginnen. In dessen kommt der Vater von einem langen Arbeitstag nach Hause und findet kein warmes Essen vor. Daraufhin droht er seiner Frau physische und sexuelle Gewalt an, die jedoch von der Nachbarin verhindert werden kann. Die Nachbarin stoppt nicht nur die bevorstehende Tat, sondern nimmt die Frau samt ihrem Sohn mit zu unserer Fundación “Nosotras con Equidad“. Danach gibt es noch viele Spiele, wie sich das ja auch für eine Art Kirmes gehört. Unter anderem gab es wieder das Spiel mit dem Lauffeld und dem Würfel und ein Roulette-Spiel mit Fragen. Diese Aktivitäten haben wirklich sehr viel Spaß gemacht mit den Kindern, aber auch mit den Erwachsenen. Am Mittwoch gab es dann noch eine Demoveranstaltung am Nachmittag, die vor allem auch von Trauer um die Opfer des Femizides gekennzeichnet wurden. In Ecuador wird alle 26 Stunden eine Frau ermordet, womit Ecuador nicht einmal Spitzenreiter der lateinamerikanischen Länder ist. Apropos Lateinamerika, während der Demo wurde durch die Rufe deutlich, dass sich die Mehrheit der Feministen Ecuadors eine Verbesserung der Situation für ganz Lateinamerika wünschen und sich auch nur eine Lösung für alle vorstellen können. Überhaupt gibt es hier eine große Identifikation als lateinamerikanische Bevölkerung von Tanzstil, Trinkverhalten bis hin zu politischen Problemen und den einhergehenden Forderungen. Das neue Jahr wurde in der Stiftung auch mit einem neuen Projekt angefangen. Obwohl wir ganz auf ecuadorianische Art erst letzten Freitag die erste richtige Veranstaltung hatten. Davor mussten nämlich noch mit den Präsidenten der beiden Parroquias geredet werden und auch die Finanzieren, die hauptsächlich von einer internationalen Organisation aus Québec geleistet wird, musste natürlich geklärt werden. Aber was genau ist unser neues Projekt? Der Name „Warmy Rikchary“ ist Quichua und bedeutet so viel, wie „Erhebt euch/Erwacht, Frauen!“ Unter das Projekt fallen viele Veranstaltungen bis Juli, die in Punin und Cacha zum Thema (interfamiliärer) Gewalt stattfinden werden. Punin und Cacha wurden ausgewählt, da es dort keine Einrichtungen für Opfer von jeglicher Gewalt gibt, außerhalb von unspezialisierten Ärtzten. Dabei sollen alle Altersgruppen der Gemeinschaft angesprochen werden. So wird es Aktionen mit Kindern, Frauen und Erwachsenen geben. Bisher hatten wir erst zwei Vorstellungsveranstaltungen mit den Erwachsenen. Am Freitag sind wir in Punin gestartet gleich mit ca. 60 Personen. Zuerst gab es kleine Geschenke, die man auch Merchandise nennen könnte, da auf kleinen Beuteln und Armbändern der Name des Projektes gedruckt und eingearbeitet wurde. Zudem müssen wir immer Anwesenheitslisten machen. Um einerseits am Ende Telefonnummern von den Teilnehmern zu haben und anderseits aber auch um den Andrang für unsere monatliche Informe dokumentieren zu können. Die Informe ist natürlich auch relevant für Geldgeber. Und danach geht auch schon die Hauptveranstaltung los: Fernanda erklärt das Ziel der Projektes. Wir wollen aufklären, was alles zu Gewalt dazu gehört, Anstoße schaffen, um sich einzustehen, wenn man in einer Opfersituation oder Tätersituation steckt und sich Hilfe und Unterstützung holen muss. Danach hatte Salome einen kurzen Vortrag zum Begriff Gewalt vorbereitet gehabt, der immer mal wieder durch Teresa unterbrochen wurde, die es in Quichua übersetzt hat. Außerdem haben wir danach ein Quizspiel mit den Teilnehmenden gespielt, was auch sehr interessant war, da erst einmal alles übersetzt wurde und oftmals auch nur die klassische Gewalt (die Physische) als wichtig und existent angesehen worden ist. Somit ging es auch lange um die ökonomische, psychische, patrimoniale und sexuelle Gewalt. Ein weiterer Teil der Prävention war, ein Improtheater von Salome, Ale und Cris, an dem die Anwesenden den „Ciclo de Violencia“ erkennen sollten. Die einzige Schwierigkeit war hierbei, das Cris nicht wirklich dieser gewaltsame Vater sein wollte und daher obskure Situationen, wie zum Beispiel die Sätze von Salome: „Ich bin eine schlechte Frau: Dann schlag mich“ entstanden sind;)) Als letzter Punkt gab es dann noch die Erarbeitung von gutem und schlechten Umgang mit Prävention. Hier werden zum Beispiel Sätze wie „Nicht auf das Opfer hören“ besprochen, was eigentlich klar schlecht sein sollte, aber in der Umsetzung manchmal dann doch schwieriger sein kann. Und daher muss jeder immer wieder daran erinnert werden…bei zum Beispiel Präventionsveranstaltungen! Als wirklicher Abschluss gab es dann noch Kuchen und Cola. (10/02/23-obere Diashow) Am Dienstag in Cacha war es eine kleinere Gruppe, aber der Ablauf war der gleiche. Der einzige wirkliche Unterschied war, dass die Indigenen deutlich weniger Spanisch sprechen konnten und daher Teresa mehr benötigt wurde. Aber daher das Teresa dort ist, ist das ja kein Problem! (14/02/23-untere Diashow) Am Sonntag wurde in ganz Ecuador auf kommunal, städtischer und provinzialer Ebene gewählt.
Aber nicht erst seit Sonntag sind die Wahlen bei uns ein Thema: seit Wochen läuft der Wahlkampf auf Hochtouren und es werden Streichhölzer, Stifte und -wenn man Glück hat- Kalender verschenkt, die mit den Namen der Kandidaten beklebt worden sind. Zudem sieht unsere Wohnstraße seit zwei Wochen, wie eine Hochburg der Cambio-Partei, aus. Obwohl wir mit Sicherheit wissen, dass zumindest nicht alle aus unserem Haus für Lista 62 wählen werden. Dennoch prangt an unserer Pforte eine weiße Farne für Luis Falconi. Und dieses Wochenende war es dann (endlich) so weit und die Wahllokale öffneten um 7 Uhr ihre Türen. Die Straße, die orthogonal zu unserer verläuft, wurde dann auch prompt für Autos geschlossen und am Straßenrand wurden viele kleine Essenstände aufgestellt, wo teilweise sogar Tische und Stühle mit aufgebaut wurden. Am Gebäude „Unidad educativa internacional Riobamba“ war auch die Präsenz an Sicherheitspersonal deutlich spürbar und sichtbar. Zum Beispiel war ein Polizeizelt aufgebaut, das Militär und auch ein paar Personen des Sicherheitspersonales des Municipios waren anwesend. Ich dachte, dann gleich, dass es eventuell ein Wahllokal gibt, dass vor allem auch für die zur Wahl stehenden Kandidaten ist, da die deutliche Präsenz schon sehr auffällig war und wir dort auch vier Kandidaten mit samt einer Gruppe von Anhängern gesehen haben. Meine Chefin hat jedoch mir am Montag erklärt, dass jeder dort wählen muss, wo er gemeldet ist! Also vielleicht doch nur ein Zufall! Am Montag ist normalerweise nach den Wahlen frei, auch weil viele in andere Provinzen reisen müssen, um dort zu wählen. In unserer Stiftung wurde jedoch trotzdem gearbeitet, was eigentlich sehr interessant war, da wir uns über die Sieger unterhalten konnten: In Riobamba heißt der neue Bürgermeister John Vinueza. Vinueza kandidierte für die Partei „ Movimiento unión ecuatoriana“ und gilt in einem eher traditionellen Riobamba, als innovativ und wurde stark von den jungen Leuten gewählt. In meinem Projekt wurde sich darüber gefreut, dass es nun einen neuen Bürgermeister mit neuen Ideen gibt. Zum neuen Prefecto konnte ich jedoch deutlich mehr finden. Hermel Tayupanda ist ehemaliger Bürgermeister Coltas. Colta ist circa 30 Minuten mit dem Auto von Riobamba entfernt, eine indigene Hochburg und dementsprechend sehr landwirtschaftlich geprägt. So ist auch das Ziel von Tayupanda „Anreize für den ländlichen Sektor zu schaffen, um die Landflucht zu vermeiden und Land zu produzieren”. Noch interessant über einen Kandidaten, ist natürlich, für welche Partei dieser angetreten ist. Tayupanda wird von zwei Parteien unterstützt: einmal „Izquierda democratica“, die einen demokratischen Sozialismus aufbauen möchte. Das Ziel der Partei lautet: „eine gerechte, humanistische und solidarische Gesellschaft zu errichten, mit einem Projekt für das Land, das den Ecuadorianern sozioökonomische Entwicklung ermöglicht“. Die zweite Partei heißt Amauta Yuyay und steht vor allem für die spirituellen und übernatürlichen Kräfte. Zuvor war Tayupanda bis Februar 2022 Mitglied der indigenen Partei „Pachakutik“. Aus der er jedoch ausgetreten ist, aufgrund der andauernden Korruption innerhalb der Partei. Korruption ist ein großes Thema in der Politik und anderen staatlichen Instanzen, daher soll hier nicht der Eindruck enstehen, dass nur in dieser Partei dieses Problem vorliegt, denn dem ist nicht so: Wenn man hier nach zum Beispiel Politikern oder Richtern fragt, kommt von jedem am Anfang das Stichwort Korruption. Jetzt aber weiter im Text: Was genau sich verändern wird ist natürlich nicht klar. Sicher ist jedoch, dass beide Sieger schon im Wahlkampf erklärt haben, dass sie einen anderen Weg als ihre Vorgänger einschlagen wollen. Auch in der „Fundación Nosotras Con Equidad“ hat bei den Projekten Weihnachten eine große Rolle gespielt.
Vom 19. Dezember an bis zum einschließlich 27. Dezember haben wir Veranstaltungen in den indigenen Gemeinschaften organisiert und durchgeführt. Dabei stand im Vordergrund das Sensibilisieren für das Thema Gewalt gegen Frauen und Kindern durch ein Puppenspiel, welches eine Woche vorher durch zwei Kolleginnen und mich verfasst wurde. Der interaktive Spaß kam jedoch auch nicht zu kurz: mit kleinen Spielchen, damit unsere Organisation hier positiv assoziiert wird und natürlich zum Ende kleine Geschenke: wir haben bestimmt um die 400 bis 500 kleine Naschitüten die Wochen und Abende davor zusammengestellt. Alleine die Fahrten zu den indigenen Gemeinschaften waren für mich schon ein Abenteuer, da wir mit Stefys Jeep erst einmal auf Berge gedüst und dann über die dünnen Sandstraßen gebrettert sind. Die Begegnungen mit der indigenen Bevölkerung waren für mich aber dann doch noch eindrucksvoller: Die meisten sind fließend bilingual (Quichwa ist oftmals die Muttersprache der indigenen Bevölkerung/die nicht-koloniale Sprache der Region) und zudem vertreten sie oft wirklich die Ideen des „Guten Lebens“. Jedoch konnte ich dazu noch keine weiteren Fragen stellen, da dort dann doch ein bisschen mein Spanisch hakt. Ich freue mich, aber sehr auf die nächsten Monate in meiner Arbeit und hoffentlich in den indigenen Gemeinschaften. Jetzt ist zwar Weihnachten schon seit drei Tagen vorüber, aber da auch noch die Weihnachtsmärkte offen sind, hoffe ich, dass ich zumindest noch ein bisschen mit Weihnachtsstimmung rechnen kann.
Das erste Mal Weihnachten ohne die Familie, ohne die ganz eigenen Traditionen, auf einem anderen Kontinent und noch dazu in einem so ganz anderen Klima. Während in Deutschland für mich die Weihnachtsstimmung automatisch immer kam, durch das graue und (wenn man Glück hatte) manchmal dann doch verschneite Wetter, musste dieses Jahr eine ecuadorianische Tradition nachhelfen: die Novena. In den letzen neun (Arbeits-)Tagen vor dem 24. Dezember werden im Privaten (bei mir bei der Arbeit) Novenas abgehalten, die für mich an kleine und deutlich interaktivere Gottesdienste erinnert haben. Bei jeder Novena wird immer chronologisch ein kleiner Teil der Weihnachtsgeschichte vorgelesen, der danach von jedem Teilnehmer reflektiert werden soll. Ein anderes Highlight daran, war für mich das darauffolgende Frühstück mit der ganzen Organisation, wobei ich viele neue Spezialitäten probieren durfte. Die letzte Novena wurde dann am 23. abgehalten und gipfelte im gemeinsamen Abendessen der Stiftung. Wir sind zunächst zusammen in die Kirche und danach tanzen und Essen gegangen. Der Abend war sehr schön, da meine Arbeitskollegen miteinander sehr familiär sind und es lieben VIEL zu tanzen. Aber auch das Aneinander-Denken kam nicht zu kurz, da unsere beiden Chefinnen, Fernanda und Meli, für jeden Mitarbeiter einen kleinen Präsentkorb vorbereitet hatten. Am nächsten Abend ging das beschenken bei unserer Gastfamilie auch weiter: zunächst war es schon wirklich extrem süß, dass sich unsere jüngeren Gastgeschwister so über ihre Spielzeuge gefreut haben und letztendlich konnten Johann und ich uns sogar über Geschenke freuen. Also Fazit: ein wirklich schönes Weihnachten, wenn auch anders! 25.11 ist der weltweite Tag gegen Gewalt an Frauen und es war auch zufällig mein erster vollständiger Arbeitstag in der Frauenrechtsorganisation “Nosotras con Equidad”. Wir sind als erstes zu der Veranstaltung „Chimborazo sin Violencia“ gegangen, die unter anderem von „Nosotras con Equidad“ geplant und organisiert wurde. Dort hat Fernanda Yaulema, die Leiterin der Organisation, gesprochen und wir haben ein Spiel vorbereitet gehabt. Dadurch sollte spielerisch für das Thema Gewalt an Frauen sensibilisiert werden. Als eigener Check für zu Hause hier zwei Fragen aus dem Spiel: - Was ist die Definition von geschlechterspezifischer Gewalt? - Welche Formen von physischer und psychischer Gewalt gibt es? Das war sehr interessant und erstaunlich, dass viele junge Kinder recht gut informiert waren. Zudem war für mich sehr herausragend, dass zu diesem Forum viele Schulen kamen und dort mit diskutiert haben. In der Provinz Chimborazo ist Gewalt an Frauen ein großes Thema, da zum Beispiel auch erst seit 2019 in den Schulen Sexualkunde unterrichtet wird. Aufgrund dessen gibt es auch eine starke Tabuisierung von sexualisierter Gewalt. Umso wichtiger sind solche Tage und Veransaltungen und umso besser ist es, dass so viele weibliche, wie auch männliche Schüler gekommen sind. Als zweite Veranstaltung gab es eine Demo um 16.30 Uhr. Dort gab es einen recht großen Andrang (für die Größe von Riobamba) und Frauen und Männer, die sich mit roten Handabrücken selber dazu bekannt haben, Opfer von Gewalt oder Übergriffen geworden zu sein oder an Angehörige erinnert haben, sind gekommen. Am Ende der Demo sind wir am Parque Guayaquil angekommen, an dem rot angemalte Schuhe der Opfer mit Kreuzen und den Namen lagen und ganz oben standen neun Bilder von Opfern des Femizides aus Riobamba. Dort wurde die Stimmung von sehr stark und hoffnungsvoll in die Zukunft blickend wieder ruhiger und auch trauriger. Fernanda hat mir dort noch einmal erzählt, wie wichtig es für die Familien und Opfer ist, solche Tage zu haben und an Orten mit tatsächlichen Objekten (wie die von NOSOTRAS vorbereiteten Kreuze, roten Schuhen und den großen Bildern) trauern, erinnern und in die Zukunft blicken zu können. Johann und ich waren heute am Äquator. Zuerst waren wir am historischen (Mitad del Mundo) und dann am tatsächlichen Äquator in dem Intinan Museum.
Der Eintritt zum Mitad del Mundo war heute kostenfrei, da dieses Wochenende Oktoberfest dort gefeiert wird. Was für ein Zufall!;)) Es gibt einen sehr kleinen Garten, in dem Hüten stehen, die an Hüten vor und nach dem kolonialen Einfluss nachempfunden wurden. Außerdem gibt es natürlich viele Souvenirläden und Restaurants und Eisläden. Zudem gibt es aufgrund des Oktoberfestes viele länderspezifische Stände hinter dem Monument. Bei diesen konnte man sich von Bier und Wein bis zu Empanadas durch probieren und eine solche Empanada aus Mais mit einer leckeren Soße haben wir dann auch gegessen. Jedoch war es für mich eigentlich eher schwierig etwas zum Essen zu finden, da eigentlich alles mit Fleisch war. Die gute Laune wurde dadurch jedoch nicht getrübt, da eine Bühne und davor ein Platz aufgebaut waren. Auf dem zuerst bolivianische Tänzer aufgetreten sind und später gab es dann auch noch Live-Musik auf der Bühne. Von dem Monument aus hatte man außerdem eine wirklich gute Aussicht. ABER das tatsächliche Highland haben wir ein paar Hundert Meter weiter gefunden: im Intinan Museum. Dort haben wir für nur 5 Dollar eine persönliche Führung bekommen, die wirklich sehr interessant war. Unserer Guide hat uns über unterschiedliche Stämme Ecuadors berichtet und deren spezifische Rituale. Ein Stamm des Amazonas, zum Beispiel, hat in der Vergangenheit nach Siegen die Köpfe ihrer Besiegten (nach einem speziellen Vorgang) an die eigenen Sperre gehängt und der Häuptling hat die Köpfe sogar als Kette um den Hals getragen. Zudem haben wir auf dem tatsächlichen Äquator faszinierende Versuche gezeigt bekommen und durften auch selber ausprobieren. Das wohl eindrucksvollste ist, dass man auf der Äquatorlinie deutlich weniger Kraft hat, um seine Arme oben zu halten während eine andere Person den Arm runterdrückt. Heute hatten wir keinen Sprachkurs, da der Montag noch arbeitsfrei ist aufgrund des Feiertages des vergangenen Sonntags. Daher waren wir wieder Touris. Yippie! Kurzfristig haben wir uns dann für das TelefériQo entschieden. Das ist von unserem Hostal nur 15 Minuten entfernt gewesen und wegen der günstigen Taxipreise mussten wir nur 3 Dollar für die sehr aufregende und steile Fahrt bezahlen.
Angekommen haben wir uns die Tickets für die Gondelfahrt auf den Berg gekauft und alleine für die Fahrt hinauf hat es sich schon tausendmal gelohnt. Man hatte bereits in der Gondel eine wunderschöne Sicht auf Quito und auf die Schlucht, die vom Berg ausgeht. Oben angekommen konnte man von verschiedensten Aussichtspunkten das bezaubernde Panorama genießen. Und das Highlight war dann noch ein paar mehr Schritte nach oben: eine Schaukel, die einen über die Stadt fliegen lässt. |
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